Der Förster informiert: Wetterverlauf 2023 auf der Gemarkung Steinmauern
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Wetterbeobachtungen auf der Gemarkung Au am Rhein, sind aber mit kleineren Abweichungen durchaus auf die Gemarkung Steinmauern übertragbar.
2023 war das Wetter auf unserer Gemarkung wiederum deutlich zu warm und bestätigt damit eindeutig den Trend der letzten Jahre zu einer Klimaveränderung, auch und v.a. bei uns in der Oberrheinebene. Durch einigermaßen gleichmäßig verteilte Niederschläge konnte sich die Natur nach den letzten Trockenjahren etwas erholen.
Da für Steinmauern keine offiziellen Wetterdaten aus der Zeit vor 1980, also dem Beginn
merklicher Änderungen unseres Wetters, vorliegen, werden die Werte von Karlsruhe zum
Vergleich herangezogen. Gemeinhin betrachtet man die Durchschnittswerte von 30 Jahren, in diesem Fall also von 1951 - 1980. Die Temperaturwerte dürften für Steinmauern und Karlsruhe gut vergleichbar sein, bei den Niederschlägen besteht der Verdacht, dass die Karlsruher Monatswerte von Natur aus mindestens 10% unter der Werten aus Steinmauern liegen und ein direkter Vergleich nur bedingt aussagekräftig ist.
Die Monate im Einzelnen:
Der Januar war mit gemessenen 5,1°C um ganze 4°C zu warm gegenüber dem normalen
Monatsmittel von Karlsruhe. Eine Tiefsttemperatur von nur -3°C, gemessen am 20. und 21.01., ist für einen Januar außergewöhnlich wenig, genauso wie nur 2 Eistage (Dauerfrost) und 6 weitere Nachtfrosttage ungewöhnlich wenig sind für den eigentlich kältesten Monat des Jahres. Schnee fiel nur am 21.01., und zwar ganze 6 cm. Mit einem Gesamtniederschlag von 59 mm fiel in etwa die Menge, die zu erwarten war. Eine etwa dreiwöchige Wärmeperiode über den Jahreswechsel veranlasste die frühen Pappelsorten Heidemij und Büchig, dass sie am 20.01. bereits vereinzelt 5 cm lange neue Wurzeln getrieben hatten, etwa 4 - 6 Wochen früher als in den letzten Jahren.
Mit 5,1°C Durchschnittstemperatur lag der Februar um 2,8°C über dem normalen
Monatsmittel von 2,3°C. Es gab keinen einzigen Eistag, aber 11 Nachtfrosttage. Ganze
11 mm Niederschlag entsprechen nur etwa 21 % des Solls. Eine fast regenfreie Periode ab dem 06.02. ergab, dass der Rheinpegel Maxau sich bei unter 4,00 m einpendelte und dass die Ackerböden zum Monatsende schon fräsbar warten. Bei Pflanzungen stellte sich heraus, dass der Boden ab etwa 50 cm Tiefe nicht besonders feucht war, also die obligatorische Winterfeuchte weitestgehend fehlte. Die tiefste Temperatur des Jahres war am 09.02. mit minus 7°C. Bei Reifweide und Schwarzdorn öffneten die ersten Blüten schon am 20.02., beim Blaustern war es ein Tag später. Der erste Zilpzalp wurde am 24.02. vernommen.
Auch der März war mit 8,7°C wiederum um 2,8°C zu warm. Es gab nur 8 Nachtfrosttage. Die Niederschläge erreichten mit 114 mm gut das Zweieinhalbfache des Durchschnittswertes.
Nach einer Phase von fast 7 Wochen mit sehr wenig Niederschlag läutete der 8. März mit 30 mm Regen eine Feuchtperiode ein. Der Rhein pendelte sich wieder bei Mittelwasser ein und der Oberboden erhielt die notwendige Grundfeuchtigkeit. Aufgrund des deutlichen Wärmeüberschusses der ersten drei Monate öffnete sich die erste Spitzahornblüte bereits am 21.03. und die erste Kirschblüte am 26.03. Die erste offene Wildapfelblüte konnte bereits am 30.03. entdeckt werden.
Mit 10,4°C Durchschnittstemperatur lag der April nur um 0,5°C über dem normalen
Monatsmittel von 9,9°C. Drei Mal gab es noch Nachtfrost. Mit 63,5 mm Niederschlag wurde die zu erwartende Menge leicht übertroffen. Insgesamt gesehen war es ein normaler April; aufgrund der schon gewöhnten Klimaerwärmung wurde er aber allgemein als zu kühl empfunden. Den letzten Nachtfrost gab es am 06.04. mit minus 2°C; Blüten erfroren nicht.
Wendehals und Gartenrotschwanz wurden am 12.04. erstmals vernommen, Kuckuck und
Nachtigall am 14.04. und der Pirol am 29.04. Die erste Kulturapfelblüte im Feld öffnete sich am 10. April. Der Pegel Max au pendelte um 5,00 m. Der Oberboden war allgemein sehr feucht, so dass Forstkulturen sehr gut anwachsen konnten.
Mit 15,9°C Durchschnittstemperatur lag der Mai um 1,7°C über dem normalen Monatsmittel. 44 mm Niederschlag bedeuten nur rd. 62% er zu erwartenden Menge. In der zweiten Maihälfte fiel kein Regen. Mit der damit verbundenen Ostwindwetterlage trockneten die Böden oberflächlich aus. Noch ist alles grün. Die Belaubung der alten Bäume ist allgemein schlecht, bedingt durch die Trockenheit der vorausgegangenen Jahre. Der Pegel Maxau erreichte zur Monatsmitte knapp 7,00 m und ließ damit den Grundwasserstand etwas ansteigen; mehr war an Schneeschmelze dieses Jahr nicht drin.
Mit 21,5°C Durchschnittstemperatur lag der Juni um satte 3,9°C über dem normalen
Monatsmittel von 17,6°C. Die Niederschläge lagen mit 43 mm nur etwa bei der Hälfte der zu erwartenden Menge. Nur 2 Tage erreichten mit ihrer Tageshöchsttemperatur nicht die 25°C-Marke; nur 1 Tag hatte die zu erwartende Durchschnittstemperatur, alle anderen Tage waren zu warm! Es wurden 8 Hitzetage (tagsüber mind. 30°C) verzeichnet.
Etwa alle 10 Tage regnete es 10 - 15 mm, sodass die Vegetation gerade noch rechtzeitig
einigermaßen versorgt war. Der Pegel Maxau lag dauerhaft unter 5,00 m, was für einen Juni sehr ungewöhnlich ist.
Der Juli war mit 21 ,9°C erwartungsgemäß der wärmste Monat des Jahres und war um 2,6°C zu warm. 1 Tropennacht (nachts nicht unter 20°C) und 7 Hitzetage trugen mit dazu bei. Die höchste Temperatur des Jahres wurde am 09. und am 11.07. mit je 36°C gemessen.
Die Niederschläge lagen mit 120,5 mm um etwa 72% über dem Monatsmittel; wesentlichen Anteil an den hohen Niederschlägen hatten sechs Gewitter, welche aber keine Schäden verursachten. Die Natur ergrünte nun richtig.
Dem allgemeinen Gefühl nach war der Juli eher kühl; die Messungen sprechen aber eine
andere Sprache.
Der August lag mit 21,0°C wiederum um 2,6°C über dem normalen Monatsmittel. 4
Tropennächte und 9 Hitzetage wurde gemessen. Die Niederschläge entsprachen mit
71 mm ziemlich genau dem Durchschnitt. Die insgesamt gute (und eigentlich für Mitteleuropa bisher typische!) Niederschlagsverteilung in diesem Sommer bewirkte, dass die Natur so grün ist wie schon lange nicht mehr zu dieser Jahreszeit.
Mit 20,5°C war der September um satte 5,3°C zu warm. Die Niederschläge betrugen mit
18 mm nur etwas mehr als ein Viertel der zu erwartenden Menge. Mit 10 Hitzetagen ist in
diesem Jahr der September ausnahmsweise der Monat mit den meisten Hitzetagen. Aufgrund des sehr deutlichen Wärmeüberschusses der letzten Monate faulen die Äpfel heuer ungewöhnlich schnell.
2023 war der wärmste September seit Beginn der privaten Wetteraufzeichnungen 1984. Nur 2016 gab es ebenfalls 10 Hitzetage.
14,4°C Durchschnittstemperatur im Oktober bedeuten einen Wärmeüberschuss von 4,4°C. Am 13. Oktober gab es sogar noch einen Hitzetag mit 30°C, was sehr ungewöhnlich ist für einen Oktober. Die Niederschläge waren mit 98 mm doppelt so hoch, wie zu erwarten war.
Es gab noch keinen Nachtfrost. Eine regenreiche dritte Dekade beendete eine trockene Phase seit etwa Ende August, so dass Holzrücke- und lw. Arbeiten erschwert oder sogar unmöglich wurden.
Der November war mit 8,0°C Durchschnittstemperatur um 2,7°C zu warm. Es gab 2
Nachtfrosttage. 24,5 mm Niederschlag waren knapp das Doppelte der zu erwartenden Menge. An 23 Tagen hat es geregnet, sodass Holzrückearbeiten in der 2. und 3. Dekade praktisch nicht mehr möglich waren. Mitte November erreichte der Pegel Maxau 8,05 m; für einen November muss dies als etwas ungewöhnlich bewertet werden. Der erste Frost am 23.11. beendete eine 7 ,5 Monate dauernde Vegetationsperiode seit dem letzten Frost am 06. April.
Für den Dezember bedeuten 5,1°C Durchschnittstemperatur 2,9°C zu viel. Auch die
Niederschläge lagen mit 81,5 mm etwa 40 % zu hoch. 2 Eistage und 5 weitere Nachtfrosttage sind relativ wenig. Die bisher tiefste Temperatur im beginnenden Winter wurde am 3. und 4. Dezember mit minus 5°C gemessen.
Das zweite Hochwasser innerhalb eines Monats erreichte am 14.12. mit 8.41 m Pegel Maxau seinen Höhepunkt. Damit dürften die Grundwasserstände auf der gesamten Gemarkung auf einem hohen Niveau sein. Durch das langanhaltend regnerische Wetter konnten die Landwirte nicht die gewünschte Menge an Winterweizen säen; Holzrückearbeiten waren im ganzen Dezember kaum möglich.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass auf unserer Gemarkung das Jahr 2023 mit einer
Durchschnittstemperatur von 13,1°C um ganze 3,1°C zu warm war. Es war damit zusammen mit dem Jahr 2022 das zweit wärmste Jahr seit dem Beginn der privaten
Wetteraufzeichnungen 1984. Ausnahmslos alle Monate waren zu warm. Wieder einmal wird der Trend bestätigt, dass sich die Oberrheinebene zu einem Hotspot der Klimaerwärmung (überdurchschnittlich starke Erwärmung) in Deutschland entwickelt.
Die Niederschläge erreichten mit 849,5 mm den Mittelwert der privaten
Wetteraufzeichnungen auf den Gemarkungen Elchesheim-Illingen und Au am Rhein von
1984 - 2022 (rund 900 mm) nicht ganz. Die Niederschläge waren noch halbwegs gut über das Jahr verteilt, eine Häufung der Niederschläge außerhalb der Vegetationszeit ist aber weiterhin erkennbar. 2 größere Hochwässer Mitte November und Mitte Dezember unterstreichen dies.
2023 gab es bei uns 35 Tage mit Nachtfrost und weitere 4 Eistage (Dauerfrost). An 67 Tagen gab es Sommertage (Höchsttemperatur 25 - 29°C), und 35 weitere Tage waren sogenannte Hitzetage (Höchsttemperatur mind. 30°C). Insgesamt wurden 5 Tropennächte verzeichnet (Nachttemperatur mind. 20°C). Die höchste Temperatur betrug 36°C, die tiefste minus 7°C.
Alle Schneehöhen zusammengerechnet ergaben etwa 6,5 cm (entspricht etwa 3,5 mm Wasser), beim Graupel waren es 1 cm.
Echte Temperaturextreme blieben bei uns weitestgehend aus. Allerdings laufen die
klimatischen Prozesse eindeutig auf einem höheren Niveau ab, was eine grundsätzliche
potenzielle (Unwetter-)Gefahr darstellt. Bei den Temperaturen haben wir mittlerweile
(frühere) norditalienische Verhältnisse erreicht; bei den Niederschlägen war das Jahr 2023 ein
Mittelding zwischen mitteleuropäischen und norditalienischen Verhältnissen. Angesichts
deutlich steigender Temperaturen können in etwa gleichbleibende Niederschläge bei einer
Niederschlagsverteilung hin zu den Wintermonaten eine Veränderung unserer Vegetation
langfristig nicht aufhalten. Trotzdem konnte sich die Vegetation 2023 nach mehreren
Trockenjahren zuvor etwas erholen.